8. Mai in Remagen – Gedenken? Feiern?
„Festakt oder Picknick?“, diese Frage stellte eine Ausstellung im Haus der Geschichte Bonn, rund um deutsche Gedenktage Anfang des Jahres. Diese Frage stellte sich auch das Bündnis für Frieden
und Demokratie in Remagen, als es beschloss, den 70. Jahrestag des Kriegsendes in Remagen zu würdigen. Kann man diesen Tag an einem Ort, an dem sich das Kriegselend mit dem Ende des Krieges für
die vielen Soldaten in den Kriegsgefangenenlagern noch einmal steigerte, überhaupt feiern? Wie kann dieser Zwiespalt überwunden werden und zu Versöhnung führen? Richard von Weizsäcker hat dazu in
seiner berühmten Rede vom 8. Mai 1985 gute Worte gefunden.
So hat das Bündnis in Remagen unter dem Titel „8. Mai – Tag der Befreiung“ dazu eingeladen, den Tag direkt an der Friedenskapelle zu begehen. Die Rede, die heute so aktuell ist, wie vor 30
Jahren, wurde in einem neuen Verhüllungsprojekt an der Friedenskapelle symbolisch eingewoben in das Gedenken rund um die Rheinwiesenlager und in aktuelle Friedensbotschaften von Remagener
Schüler/innen.
Den geselligen und würdigen Rahmen bildete dabei ein „Diner en blanc", wobei sich die Farbe Weiß für allerlei Symbolik anbot: Farbe der Freude und der Trauer, Essenz aller Farben, und
vieles mehr. Wer mochte, konnte ganz in Weiß kommen und bei Essen und Trinken Versöhnung feiern. Unter Mitwirkung des Moscheevereines und des Eine-Welt-Faireins entstand ein kleiner
Festplatz mit Bewirtung. Gemeinsames Feiern als Zeichen der Versöhnung mit den französischen Nachbarn, die „Diners en blanc“ erfunden haben und die auch, als letzte Betreiber, im Juni 1945
die Rheinwiesenlager in Remagen auflösten.
Neben der kompletten Rede von Weizsäckers, waren in einem Ausstellungspavillon Informationen zum 8. Mai in Remagen zusammen getragen. An diesem Tag vor zehn Jahren stellten sich Neonazis in
Remagen zum ersten Mal in die Öffentlichkeit und sorgten so dafür, dass sich Menschen vor Ort zusammen taten, um sich gegen rechtsradikales Gedankengut zu engagieren, berichtet Rita Kupfer. Und
am 8. Mai vor 5 Jahren feierte das Bündnis für Frieden und Demokratie mit einem Friedensfest seine Gründung. Zusätzlich gab es Informationsmaterial der Landeszentrale für Politische Bildung.
Abbildungen vom Kriegsgefangenenlager Goldene Meile vermittelten einen ersten Einblick in die Ausstellung „Kriegsende und dann?“ die Agnes und Rudolf Menacher erarbeitet haben. Sie ist ab 17. Mai
im Sinziger Schloß zu sehen.
Karin Keelan vom Bündnis möchte mit der Veranstaltung zum 8. Mai einen Gegenpol zum engen und in der Vergangenheit verhafteten Denken der Rechtsextremisten setzen. Diese klittern jedes Jahr im
November die Geschichte des Ortes, um so alte Feindbilder zu erhalten oder neu zu schaffen. „Wir möchten mit der Kombination aus Information, Symbolik und Beteiligung dazu beitragen, dass
Menschen sich mit dem Thema auseinander setzen, eigene Meinungen finden und die Geschichte als Lernort für eine friedliche Zukunft begreifen.“, meint sie dazu.
Dass das Freude machen kann, haben Schüler der Realschule Plus, begleitet von ihrer Lehrerin Johanna Kretschmer, gezeigt. Angeregt durch eine Idee von Michaela Schmitt aus dem Bündnis haben sie
ihre eigenen Gedanken zum Frieden auf Bänder geschrieben und in die Kunstinstallation eingewoben. Die Texte wurden aus dem ihrem Buch „Ich habe einen Traum“ ausgewählt. Es wurden auch neue Texte
geschrieben und beim Diner en blanc in einer Lesung präsentiert. Als Abschluss der Lesung und als Zeichen der Versöhnung, hörte das Publikum Texte in Englisch und Französisch.
Vielleicht wird auch ein Teil des Webteppichs in der Schule seinen Platz finden und an den 8. Mai erinnern.
(Pressemitteilung Bündnis für Frieden und Demokratie Remagen)